Montag, 22. Mai 1978 

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1978 - Hochwasser

Das durch außerordentlich starke Regenfälle verursachte Hochwasser des Neckars hat in Freiberg a. N. beträchtlichen Schaden an Gebäuden, Maschinen, Geräten und Mobiliar verursacht. Nicht nur im Neubaugebiet an der Marbacher Straße und im Industriegebiet Neckar I und II erreichte das Hochwasser einen nie vermuteten Stand, sondern auch im alten Ortskern von Beihingen stand das Wasser höher als dies jemals der Fall war. Ältere Mitbürger vertraten die Ansicht, dass die Überflutung das frühere Höchstmaß um rund 50 cm überstieg.

In Mitleidenschaft wurden ca. 100 Gebäude gezogen, wobei ca. 35 Wohnungen unter Wasser standen. Insbesondere aus dem Industriegebiet mussten 60 Bewohner evakuiert werden. Sie wurden vorübergehend in der Flattichschule untergebracht und dort vom Roten Kreuz versorgt. Von der Umwelt abgeschnitten waren ca. 200 Personen, die einige Zeit durch 4 Schlauchboote im Pendeldienst versorgt wurden.

Der Gesamtschaden kann betragsmäßig noch nicht ganz übersehen werden. Es muss jedoch damit gerechnet werden, dass Schäden in der Größenordnung von ca. 2 Mio. DM entstanden sind.

Montag, 22. Mai 1978
Starke Regenfälle im ganzen Land.

Dienstag, 23. Mai 1978

Ersätze durch Versicherungen usw.

Von der Gebäudebrandversicherung werden alle Schäden an Gebäuden ersetzt. Neben den Schäden, die unmittelbar am Gebäude entstanden sind, ist auch das Gebäudezubehör abgesichert. Gebäudezubehör sind die Gegenstände, die mit dem Gebäude fest verbunden sind und die dem Eigentümer des Gebäudes gehören. Zum Zubehör gehören in Wohnhäusern z.B. die Zentralheizungsanlage, die Sanitärund Elektroinstallation oder auch die mit dem Gebäude fest verbundenen Beleuchtungskörper, außerdem Waschmaschinen und Herde. In Handwerks- und Industriebetrieben ist auch das sogenannte betriebliche Zubehör des Gebäudeeigentümers versichert. Das sind die Maschinen, die mit dem Gebäude fest verbunden sind. Hier genügt ausnahmsweise eine Verbindeng der Maschinen zum Gebäude über Stecker und Kabel. In unmittelbar von der Gemeindeverwaltung einberufenen Informationsversammlungen wurden die Betroffenen über die Möglichkeiten unterrichtet, wie sie zum Ersatz ihres Schadens kommen können.

Freiwillige Leistungen des Landes Baden-Württemberg

Aufgrund von Richtlinien des Innenministeriums von 1970 und des Wirtschaftsministeriums aus dem Jahre 1975 können unterstützungsbedürftige Personen Beihilfen für die Unwetterschäden erhalten, Gewerbebetriebe können zinsverbilligte Darlehen durch die Landeskreditbank bekommen. Für Schäden an landwirtschaftlichen Betrieben werden Beihilfen nur dann gewährt, wenn durch den Schaden ein Betrieb in einen Notstand geraten ist. Informationen über die Beihilfen können beim Bürgermeisteramt, Zimmer 32, eingeholt werden. Kurz vor Redaktionsschluß wurde bekannt, da 13 der Landtag am Dienstagabend, den 30.05.1978, über die Errichtung eines Hilfsfonds entscheiden will.

Leistungen der Gemeinde Freiberg a. N.

Spontan hat der Gemeinderat der Gemeinde Freiberg a. N. einen Anfangsbetrag von 20 000 DM (bei Bedarf soll der Betrag aufgestockt werden) für besonders Bedürftige zur Verfügung gestellt, die von keiner anderen Seite Ersatz für ihre Schäden erhalten können. Die Gemeindeverwaltung bereitete am Samstagvormittag eine Haus- und Straßensammlung vor, die im Verlauf des vergangenen Samstags von Schülern der Gesamtschule durchgeführt wurde und nahezu 4600 DM einbrachte. Auf die besondere Veröffentlichung wird hingewiesen. Der Gemeinderat hat am vergangenen Dienstagabend eine außerordentliche Sitzung einberufen, bei der über die Verteilung der gemeindlichen Gelder und erste Hilfsmaßnahmen beraten wurde.

Dank an die Helfer

Bürgermeister Schlagenhauf bedankt sich für die Gemeindeverwaltung und den Gemeinderat bei den freiwilligen Helfern für den unermüdlichen Einsatz vor, während und nach der Katastrophe. Insbesondere die Freiwillige Feuerwehr und das Deutsche Rote Kreuz waren bis zur physischen Erschöpfung bis zu 100 Stunden ununterbrochen im Einsatz, zunächst um die Katastrophe abzuwenden, dann, als nichts mehr zu retten war, um den Betroffenen Bürgern und Betrieben Hilfe zu leisten. Gerade die Freiwillige Feuerwehr versuchte mit allen Kräften bis zur letzten Minute das Hochwasser abzuwenden, was leider nicht mehr gelang. In den Dank werden auch die weiteren Hilfsorganisationen und die zahlreichen freiwilligen Helfer einbezogen, die nach und nach die Feuerwehr und das DRK unterstützten. 

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